Montag, 23. Mai 2011

ETFs: Der unsichtbare Betrug

Mit Metall hinterlegte Fonds erfreuen sich bester Beliebtheit und gelten heute nach nur wenigen  Jahren als einer der größten Abnehmer im Goldmarkt, indem sie für ihre Kunden Edelmetall im großen Stil günstig einkaufen und einlagern. Die Anteilsscheine lassen sich in der Regel zur herkömmlichen Handelszeit über die normalen Börsen bequem handeln. Auch kleinere Mengen kosten dadurch wenig Aufschlag und dieser geht beim Verkauf auch nicht verloren. Einzige Voraussetzung ist ein Wertpapierdepot. Damit hat der Investor ein gutes Instrument, um flexibel zu reagieren, denn man kommt schnell an sein Geld und kann jederzeit neu investieren. Allerdings ist diese Anlageform nur in Zeiten der Finanzmarktstabilität empfehlenswert, denn  „im Fall der Fälle“ können Fonds auch vorübergehend geschlossen werden, Inhalte beschlagnahmt werden oder der Betreiber pleite gehen. Problematisch ist auch die schwammige Verteilung des Goldes. Solange die Seriennummer eines Barrens nicht eindeutig einer Person zugeordnet ist (und selbst dann), kann jede Menge Schindluder mit dem Investorengeld getrieben werden. Immerhin arbeitet die Firma ja nicht umsonst. Manche Bank hat ihren Kunden sogar jahrelang Lagergebühren berechnet, ohne die Ware zu besitzen. Es ist zumindest Fakt, dass nie zum vollen Wert Gold für alle Kunden eingelagert ist. Für mittelfristige Spekulationen (Haltedauer bis zu 1 Jahr) können ETFs dennoch interessant sein. 

Als Beispiel habe ich mal den bekannten ETF „SLV“ (offizieller Name "iShares Silver Trust") bezüglich der Auslieferung der Anteile untersucht. In dessen Geschäftsbedingungen sind einige Fallen versteckt:
  • Die Anteile können prinzipiell gegen physisches Silber eingelöst werden. Ein „Korb“ entspricht 50000 Anteilen. Das wäre ein Gegenwert von heute etwa 1,75 Mio Dollar. Doch die Auslieferung kann jederzeit eingestellt werden, falls der Handel an der Börse eingeschränkt oder eingestellt ist, also z.B. Währungsschwierigkeiten oder eine Hyperinflation. Genau die Situationen, in denen man eigentlich darauf bestehen möchte. Auch in "Notfällen", wo eine Kursfindung nicht möglich wäre, kann die Auslieferung eingestellt werden. Das ist natürlich Definitionssache und unterliegt der Willkür.
  • Jemand, der 75% des Fonds besitzt, kann über seinen Verbleib entscheiden.
  • Der Fonds kann von der amerikanischen CTFC-Behörde eingestellt werden.
  • Die Besteuerung findet auf die höheren Kurse statt, falls Silber steigt. Bei Physischem bezahlt man Steuer nur auf den Einkaufswert.
  • Wenn man eine Auslieferung möchte, müssen zuerst die Steuern bezahlt werden, dann gibt’s das Silber. Die Regierung könnte die Steuern massiv erhöhen und man steht dumm da.
  • Der Verwalter (JP Morgan) muss keine Reinheitsprüfungen vornehmen. Alle ziehen sich aus der Verantwortung.
Exchange Traded Funds glänzen also nicht gerade durch Transparenz. Dennoch haben sie eine Daseinsberechtigung, denn wer aus bürokratischen Gründen keine Metalle halten darf, kann dies über den Umweg der ETFs tun. Wer allerdings auf Nummer sicher gehen will, muss sich letztlich selbst um sein Metall kümmern.

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